Geschichten


11.02.2023 Artikel von Kurt, DL4ZAG, der auch von der CQ-DL (Ausgabe 02/2023) auf Seite 64/65 unter der Rubrik FUNKBETRIEB veröffentlicht wurde.


Unsere Wegbegleiter

TR-2300 plus 40 W PA


In Anlehnung an den Artikel von Wolf-Dietmar, DK9ZY, zum TR 2200, bei des­sen Lektüre viele Erinnerungen wieder lebendig wurden, möchte ich hier von meinem Kenwood TR-2300 und einem entscheidenden Zubehör berichten. Beim TR-2200, das ich damals auch be­saß, stellte sich mir immer die Frage, leiste ich mir jetzt noch einen zusätzlichen Quarzsatz oder nicht. Für ei­nen Studenten damals eine durchaus existenzielle Frage. Deshalb war das TR-2300 in meiner Wahrnehmung ein Meilenstein in der Geschichte des Re­laisfunks dieser Zeit. Das Gerät besaß eine synthetische Frequenzaufbereitung mit 2 x 40 Kanälen, die über einen Drehschalter rastbar waren. Durch eine Art Vorwahlschalter standen diese Kanäle jeweils in der unteren oder obe­ren Bandhälfte zur Verfügung. Ein Frequenzwechsel konnte auch während der Fahrt durch Abzählen der Rast­stellungen vorgenommen werden. Eine Mobilhalterung, die ihren Namen auch wirklich verdiente, gab es ebenfalls als Zubehör. Diese konnte mit ein paar Blechschrauben ohne große Probleme in die meisten Autos dieser Zeit einge­baut werden. Das Gerät ließ sich mit einem Handgriff in diese Halterung ein­führen und ebenso schnell wieder entnehmen. Dabei wurden alle nötigen Verbindungen zum Fahrzeug hergestellt oder getrennt. Zu dem Gerät gab es eine Bedienungsanleitung, diese um­fasste ein paar wenige Seiten und sie war nicht wie heute üblich so groß wie das Telefonbuch von Frankfurt, wenn es diese Anleitungen noch in Papierform gäbe. 

Das TR-2300 war bei vielen Mitgliedern unseres OVs im Einsatz. So gut sich das auch alles liest, das Gerät hatte einen entscheidenden Nachteil. 1 W Output war für Mobilbetrieb einfach zu wenig. Eine fertige PA als Zubehör gab es meines Wissens nicht und entsprechende Transistoren waren noch sehr teuer oder fehleranfällig.

Es muss so in den späten 70er Jahren gewesen sein, eine Zeit in der wir im OV noch fast in Mannschaftsstärke die HAM RADIO besucht haben. Die angebotenen Geräte oder Bauteile vermittelten damals so ein Gefühl von Weihnachten mitten im Hoch­sommer. Man schlenderte in Gruppen durch die Reihen oder Gänge und jeder wusste irgendetwas zu berichten über das, was er gerade sah. Ich lief in einer Gruppe mit unserem damaligen OW (Heiner, ex DL3ZE). Er war ein Mann schneller Entschlüsse und auch manch­mal kerniger Ansagen. Er bemerkte als erster bei einem Bauteilehändler ein Schild, auf dem sinngemäß stand, zwei VHF-Leistungstransistoren zum Bau ei­ner 2-m-PA von 1 auf 40 W, für irgend­was zwischen 40 und 50 DM. Das war damals ein sensationeller Preis. Nach kurzem Gespräch mit dem Verkäufer wandte er sich an uns und sagte: „Wir kaufen uns jetzt alle einen Satz dieser Transistoren". Und dann sagte er zu mir: „Und du entwickelst uns daraus eine Endstufe, du hast das ja schließ­lich studiert". Ich war damals Mitte 20, die Anderen aus unserer Gruppe hätten alle meine Eltern sein können und so nahm ich die befehlsartig vorgetragene Anweisung hin, kaufte mir aber sicher­heitshalber zwei Satz Transistoren. Wie­der zu Hause angekommen begann ich Datenblätter, Fachliteratur und was mir sonst noch zu diesem Thema in die Hände kam zu studieren. Allmäh­lich nahm die Sache in meiner Vor­stellung, auf dem Papier und letztlich auch auf meinem Werktisch Formen an. Für mich war klar, Scheitern ist keine Option. Ich wollte nicht den Zorn des OWs auf mich ziehen und ich hatte ja fast 100 DM in die Forschung und Entwicklung investiert. Der Prototyp bestand aus einer beidseitig Kupfer kaschierten Leiterplatte, in die mit ei­ner kleinen Handbohrmaschine (Tremel) von Hand Inseln gefräst wurden, um die Bauteile zu verbinden. Das umgebende Gehäuse bestand ebenfalls aus Leiterplattenmaterial in Kammerbauweise. Wahlweise konnte noch ein Vorverstärker-Modul der Firma Braun integ­riert werden. Wie sollte es anders sein, der OW machte mit dem Prototyp den ersten Feldversuch. Ja, mit 40 W und ei­nem wirklich empfindlichen Empfänger macht Mobilfunk richtig Spaß. Dieser währte allerdings nicht lange. Einige Tage später bekam unser Vorsitzender einen unmissverständlichen Anruf von der Funkkontroll-Messstelle. Sein Sender mache Nebenausstrahlungen im Flugfunkbereich und er habe den Betrieb augenblicklich einzustellen, er gefährde schließlich die Luftsicherheit. Zum Glück blieb es bei einer mündli­chen Verwarnung seitens der Behörden. Es kam wie es kommen musste, ich be­kam einen ordentlichen Anschiss vom OW. Danach machten wir uns gemein­sam auf die Suche nach einer Lösung. Ich hatte für all das keine Erklärung. Dass es Oberwellen gibt, war klar, dafür hatte ich natürlich ein Tiefpass vor­gesehen. Ausstrahlungen unterhalb der Nutzfrequenz konnte ich mir nicht er­klären. OM Heiner und ich beschlossen, den Rat eines tatsächlichen Fachmanns auf diesem Gebiet einzuholen. Im Rhein-Main-Gebiet, südlich von Offenbach, gab es einen OM, ich erinnere leider den Namen nicht mehr, der im Nebenerwerb Endstufen, Konverter und Vorverstärker baute. Er bot an, sich unser Problem zumindest anzuhören. Ich hatte ihm gegenüber unser Anliegen noch nicht mal zu Ende formuliert, da kam auch schon die Erklärung. Die PA macht Huth-Kühn-Schwingungen im KW-Bereich, die sich dann mit der Nutzfrequenz mischen und Nebenlinien im Flugfunk-Bereich ergeben. Eine Ver­änderung der beiden Basisdrosseln be­seitigte das Problem. Die PA wurde in dieser Version in unserem OV vielfach nachgebaut. Es gab keine weiteren Beanstandungen oder gar Ausfälle.

Ab Anfang der 80er Jahre war ich fast 20 Jahre Mitglied der Gruppe, die das Böllstein-Relais, DBOVB betreute. Die Umrüstung des „Röhrengrabs" auf Halbleitertechnik stand an. Was lag näher, als die Mobil-PA mit einem größe­ren Kühlkörper zu versehen und im Re­lais einzubauen? Dort lief die Endstufe ca. 15 Jahre im Dauerbetrieb ohne Aus­fälle, bis zur erneuten Modernisierung der Anlage.

Sowohl das TR-2300 als auch die Mobil.PA stehen heute noch bei mir im Schrank. Gelegentlich nehme ich beide mal in die Hand und erinnere mich an diese Zeit. Es waren schöne und unbeschwerte Zeiten.       Kurt Weber, DL4ZAG



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Unser  Gründungsmitglied Heiner, ex DL3ZE (✝2021), hatte eine Zeit lang an einer Vereinschronik gearbeitet und verschiedene Beiträge gesammelt. Er hatte die Idee, alle Mitglieder anzusprechen, ob sie etwas in Verbindung mit Amateurfunk oder speziell dem OV F39 zu Papier bringen wollten. Ein Teil der Artikel auf dieser Seite sind das Ergebnis seiner Bemühungen. Diese Beiträge stellen meiner Meinung nach einen schönen Querschnitt durch Ereignisse und Aktivitäten unseres Ortsverbandes dar.



Früher hießen wir Funkamateure "Kurzwellenamateure"

von Andreas Lüer, DJ7IK


Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich meine erste Funk­verbindung mit Australien hatte:


Es war im Jahre 1960. Auf dem 15-m-Band hörte ich VK2APK in der Betriebsart AM (Amplitudenmodulation) CQ rufen. Ein Kribbeln machte sich bei mir im Bauch bemerkbar. Würde es mir gelingen, mit 20 Watt Sendeleistung und einer Vertikalantenne bis nach Australien zu kommen? Ich wagte einen Anruf: VK2APK von DJ7IK, kommen! Das Unglaubliche geschah, ich wurde gehört und hatte meine erste Funkverbindung mit dem entferntesten Kontinent, fast auf der gegen­überliegenden Seite der Erde. Die Stimme zitterte vor Aufregung und trotz der kühlen  Herbstwitterung begann ich zu schwitzen. Und ich war stolz! Endlich hatte ich alle Kontinente erreicht. Wie kommt die­ses kleine Wunder zustande, daß man "um die Kurve funken" kann?

Nachdem Heinrich Hertz vor mehr als einhundert Jahren die elektro­magnetischen Wellen und ihre Ausbreitung entdeckt hatte, wurden Anfang des Jahrhunderts die ersten Rundfunkstationen im Lang­wellen- und Mittelwellenbereich errichtet. Die Kurzwellen sah man damals als unbrauchbar an, denn nach wenigen dutzend Kilometern hörte man das Signal nicht mehr, und man überließ sie den Amateuren zur freien Nutzung. Diese entdeckten dann, daß man im Kurzwellenbereich sehr große Entfernungen mit relativ kleinen Leistungen überbrücken konnte. 


Warum verhalten sich Kurzwellen so "komisch" und lassen sich sozu­sagen um die Erdoberfläche wickeln? Der Grund dafür ist in der Atmosphäre in sehr großer Höhe zu suchen. Durch Sonneneinstrah­lung werden bestimmte Zonen der Atmosphäre in mehreren einhundert Kilometern Höhe ionisiert und reflektieren dann ausgezeichnet Kurz­wellen. Die reflektierten Wellen werden auf die Erdoberfläche zurück­geworfen und eventuell von dort wieder abgelenkt, und so fort. 


Die Abbildung links zeigt das Prinzip.

Der Reflexionsgrad der Ionossphäre ist aber direkt abhängig von der Sonneneinstrahlung (Ionisierung). Somit ist auch erklärlich, daß die Kurzwellen-Ausbreitung solch starken tages- und jahreszeitlichen Schwankungen unterliegt. Hinzu kommen noch sporadische Ionisie­rungs-Effekte durch den Sonnenwind, der auch für das Polarleuchten verantwortlich ist.
Die Aktivität der Sonne verändert sich in einem 11,5-jährigen Rhyth­mus. Bei starker Sonnenaktivität herrschen auf Kurzwelle gute Aus­breitungsbedingungen, weil die Ionosphäre stark angeregt wird. Man erkennt die Aktivität an der "Sonnenflecken-Zahl".  Mit sehr kleinen Sendeleistungen lassen sich im Sonnenflecken-Maximum un­glaubliche Entfernungen überbrücken. Manchmal kann man sein eige­nes Signal als Echo hören, nachdem es ein- oder zweimal um die Erde gelaufen ist.
Zur Zeit (1997) befinden wir uns am Ende eines ausgeprägten Son­nenfleckenminimums. Die Abbildungen zeigen die derzeitigen Sonnenflecken in verschiede­nen Spektralbereichen:
Sonnenflecken am 14.8.1997
Die Ionosphäre verändert sich also ständig. Das macht auch das Fun­ken auf Kurzwelle so spannend. Man weiß nie, welche Überraschun­gen eintreten, wenn man den Empfänger einschaltet. Heute steht den Funkamateuren ein breites Spektrum von Frequenzen zur Verfügung, aufgeteilt in mehr oder weniger schmale "Bänder". Jedes dieser Bänder hat andere, für sich interessante Eigenschaften.
Als Kurzwellen werden grob die Frequenzen von 3 bis 30 MHz bezeichnet, als Ultrakurzwellen schlicht das, was darüber liegt. Je nach ihrer Lage im Frequenzspektrum kann ein Band eher zum loka­len (UKW; Ausbreitung "quasioptisch"), deutschlandweiten (z. B. 80-m-Band), europaweiten (z.B. 40-m-Band) oder weltweiten (z. B. 30-m- oder 20-m-Band) Funkverkehr eingesetzt werden. Bei sehr guten Bedingungen lässt sich von Deutschland aus sehr wohl sogar Austra­lien erreichen!

Die heute dem Amateurfunkdienst zugewiesenen Kurzwellenbereiche sind:
Die Kurzwellenbänder
 
1815 bis 1835 und  1850 bis 1890 kHz  160-m-Band  s
3500 bis 3800 kHz  80-m-Band p 
7000 bis 7100 kHz  40-m-Band x 
10100 bis 10150 kHz 30-m-Band s 
14000 bis 14350 kHz 20-m-Band x 
18068 bis 18168 kHz 17-m-Band s 
21000 bis 21450 kHz 15-m-Band  x 
24890 bis 24990 kHz 12-m-Band s 
28000 bis 29700 kHz 10-m-Band  x

x, p und s bedeuten hier "exklusiv primär", "primär" und "sekundär", das bedeutet, das jeweilige Band darf ausschließlich von Funkamateu­ren / in erster Linie von Funkamateuren / hauptsächlich von anderen genutzt werden. * bedeutet: das 6-m-Band darf derzeit nur mit einer Sondergenehmigung des Bundesamtes für Post und Telekommunika­tion (BAPT) benutzt werden, weil dort noch einige wenige Fernseh­sender sitzen. Demnächst wird dieses Band aber wohl freigegeben.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurden den Amateuren auch UKW-Bereiche zugewiesen. Jetzt sprechen wir also von Funkamateuren, weil sich die Bandbreite der Frequenzen und auch die möglichen Betriebsarten erweitert haben.

Ulktrakurzwellen sind deshalb interessant, weil sie wesentlich höhere Bandbreiten (also "mehr Platz") bieten. Hat man auf Kurzwellen oft nur einige zehn Kilohertz zur Verfügung, so sind es auf den UKW-Bändern viele Megahertz: das 2-m-Band bietet 2 MHz, das 70-cm-Band 10, das 23-cm-Band schon 60 MHz Bandbreite. Hier kann man sich bereits mit Fernsehsignalen "breit machen"!        

DL1CJ Erinnerungen an Oskar Zinser

Von Franz Ruffer DK1GU


Wir, das sind meine XYL Inge (DK8FO) und ich, lernten Oskar zu­fällig während eines Winterurlaubs im Schwarzwald kennen.

Nach einer Wanderung durch den Schnee kamen wir gegen Abend nach Wildbad. Zu diesem Zeitpunkt kannten wir weder DL1JC, noch wußten wir, daß in diesem Ort ein Funkamateur wohnte. Mehr durch Zufall gingen wir zu dem Schaufenster eines Juweliers. Beim Näher­kommen bemerkten wir die Antennen-Dipole. Uns war klar, hier wohnte ein Gesinnungsgenosse. Wir gingen in das Geschäft, stellten uns als Amateurfunker vor und trafen Oskar. Er war schon damals (1972) ein echter "Oldtimer", sowohl an Jahren als auch als aktiver Funkamateur. Die Begrüßung war, obwohl wir uns nie vorher begegnet waren, sehr herzlich und wir wurden vom "Herrn des Hauses" für den Abend ein-­geladen. In Oskar´s Shack erlebten wir Amateurfunkgeschichte. Er hatte ein kleines Funkmuseum mit selbstgebauten Geräten aus der Anfangszeit eingerichtet. Fast alles, was man nur aus der Literatur oder aus Er­zäh­lungen kannte, war hier vorhanden. Löschfunkensender, selbst­gebaute Detektoren, eine Vielzahl der verschiedensten Eigenbau­spu­len, Anpassgeräte und natürlich ganz alte QSL-Karten. Daneben stand eine für die frühen 70er Jahre moderne ,,Starline" mit getrenn­tem Sender und Empfänger. Oskar erzählte an dem Abend von seiner Zeit als Funkamateur. Als Juwelier war er in handwerklichen Dingen sehr geschickt und hatte die allermeisten der alten Geräte selbst gebaut. Er berichtete von den Anfängen der Funkerzeit, zunächst ille­gal, dann mit dem ersten Rufzeichen, später für 1000 Jahre verboten und danach wieder legal als DL1CJ. Der Abend verging wie im Flug. Als wir uns verabschiedeten, gingen wir mit dem Gefühl, ein Stück Amateurfunk­geschichte erlebt zu haben.


Der OV Ober-Ramstadt hatte das Glück, anlässlich einer Ausstellung einen Teil von Oskars Geräten als Leihgabe zu bekommen. Dabei zeigte sich Oskars spontane Hilfsbereitschaft. Es war eine telefonische Anfrage und im selben Moment gab es die Zusage.


Oskar Zinser hat mittlerweile für immer QRT gemacht. Seine Taste sendet kein ,,cq de DL1CJ" mehr und seine Stimme ist im Äther ver­hallt. Er wird aber allen, die ihn kannten, in Erinnerung bleiben.     


Die Geräte von DL1CJ in Wildbad abgeholt.
Von Heiner Rossmann DL3ZE


Nachdem Oskar Franz, DK1GU, zugesagt hatte, uns von seinen Old­timer-Schätzen einiges für unsere Ausstellung zu leihen, sind wir, meine XYL und ich, nach Wildbad gefahren um die Geräte abzuholen. Als wir uns vorgestellt hatten, luden uns Oskar und seine Tochter zum Mittagessen ein.

Bei einem Glas Wein erzählte dann Oskar aus der Gründerzeit. Viele seiner Geräte kamen mir sehr bekannt vor, da mein Vater, mit Aus­nahme der Sender, die gleichen Geräte gebaut hatte. Alle waren Funktionfähig. Am meisten Faszinierte mich der Sender des Jahres 1923 mit seinen aus Glaszylindern gebauten abstimmbaren Kondensatoren. Wir schmökerten in alten Radiobastlerzeitschriften und die Zeit verging wie im Fluge. Oskar ließ sich über unseren neuen Ortsverband berichten und war begeistert von der bis jetzt geleisteten Arbeit. Sehr erfreut zeigte er sich auch über unsere Nachwuchsausbildung und äußerte, dass hier noch echter "Ham Spirit" vorhanden ist. Leider, so seine Meinung, sei dies nicht überall der Fall.

Meine XYL unterhielt sich derweil mit der Tochter Oskars, einer Goldschmiedin, über ihre Arbeiten und konnte eingehend eine Goldschmiedewerkstatt besichtigen. Nachdem sie uns noch zum Kaf­fee einluden, mussten wir aber endlich den Heimweg antreten.

Beim Zurückbringen der Geräte habe ich Oskar Bilder unserer Aus­stellung und auch einige Zeitungsausschnitte mitgebracht. Er hat sich sehr darüber gefreut. Wir hatten noch einige Jahre Funkkontakt, bis uns seine Tochter eine Karte schickte, dass ihr Vater verstorben sei.

Mein Weg zum Amateurfunk. Amateurfunk in Schottland.
Von Wolf Rossmann GM0BTK / ex DK7ZQ


Schon zu meiner Schulzeit war ich an Elektronik interessiert und bastelte gerne. Das kam wohl nicht von ungefähr, denn mein Vater (DL3ZE) ist begeisterter Radiobastler und Funkamateur und so war die Funkerei kein Fremdwort für mich. Alle Elektronik in unserem Hause war zu dieser Zeit selbstgebaut. Ich war auch öfters bei Field­days und anderen Unternehmungen der Funker dabei und hörte zu, was sich auf den Bändern tat.
Als ich 17 war, hatte ich das Glück, daß das Jugendreferat des hessi­schen Landesverbandes des DARC einen Intensivkurs für Jugendliche hielt. So verbrachte ich 2 Wochen auf dem Dörnberg, wo sich CW und technischer Unterricht abwechselten mit dem Auswendiglernen von Amateurfunkbestimmung. Es ging sehr hart zu. Als mich meine Eltern einmal besuchten, hatte ich gerade 10 Minuten Zeit und das noch in der Mittagspause. Nach knapp 2 Wochen war es dann soweit, und die Prüfung wurde auch gleich auf dem Dörnberg abgehalten. Nach viel Schweiß waren dann etwa 30 Neulizenzler auf den Bändern zu hören. So wurde ich dann das jüngste Mitglied des damals gerade einjährigen OVs F 39. In guter Erinnerung sind mir noch die schönen Fieldays, die in der Hauptsache aus Essen und vielem Trinken bestan­den und bei denen Heiner mein Vater, Uli und noch viele andere kräf­tig mit von der Partie waren.

Mein erster Auslandsaufenthalt.

Während meines Studiums in Darmstadt beschloss ich, ein Jahr im Ausland zu studieren (aus dem dann 3 Jahre wurden) und landete 1977 in Dundee in Schottland. Funker gab es da natürlich auch, wenn auch nicht soviele wie zu Hause. Ich beantragte und erhielt eine Gast­lizenz und ein neues Rufzeichen - GM5DB, mit dem ich von einer Studentenwohnung mitten in Dundee QRV wurde. Mit einem FT200 und einem Dipol zwischen zwei Schornsteinen aufgehängt. Als Mit­glied bei dem "Tayside Amateur Radio Club" nahm ich auch an eini­gen professionellen Fielddays teil, die dieser Club veranstaltete. Da wurden alljährlich große und größere Antennenanlagen gebaut um noch ein paar Punkte mehr zu gewinnen. An einem denkwürdigen SSB-Fieldday, ich werde das nie vergessen, war Kurt (DL4ZAG) zu Besuch bei mir in Dundee und so konnten wir zu zweit die teilneh­menden DL-Stationen verwirren, indem wir in gutem hessischen Dia­lekt mit einem GM Rufzeichen "CQ Fieldday" riefen.

Wieder bei F 39

Nach abgeschlossenem Studium ging es wieder zurück nach Deutschland, diesmal mit Frau und 10 Wochen altem Sohn. Da hatte ich natürlich erst mal nicht viel Zeit für die Funkerei. In unserer ersten Wohnung in Reinheim war auch keine Möglichkeit, eine Kurzwellen­antenne aufzubauen, so beschränkte sich mein Funkbetrieb auf Schwätzchen mit den anderen OMs, während der OV-Abende und anderer gemeinsamer Unternehmungen.
Links: Wolf`s QTH in Bridgeend of Lintrathen,
rechts: Wolf GM0BTK mit seiner Mutter Liesel

(von VHS-Videos digitalisiert /DD7FG)
Erneut in Schottland

Viereinhalb Jahre später trieb es mich dann wieder ins Ausland, und wieder landete ich in Schottland, das ich seit 1985 mein Zuhause nenne. Inzwischen hatte Großbritannien die GM5-Lizenzen (vergleichbar mit den DA-Lizenzen für ausländische OMs) abge­schafft, und ich erhielt ein normales schottisches Rufzeichen, GM0BTK. Seit dieser Zeit bin ich bei dem Strathmore Amateur Radio Club (mit etwa 10 - 15 Mitgliedern je nach Jahreszeit, Ausbrei­tungsbedingungen und anstehenden Arbeiten). Wir sind auch hier wie­der eifrig bei Fielddays dabei (im letzten Jahr schafften wir es sogar unter die ersten zehn beim SSB Fieldday).

Meine Station in Schottland GM0BTK

Letztes Jahr fingen wir auch an ein 2-Meter-Relais für die bergige Gegend zwischen Dundee und Aberdeen aufzubauen, und haben dies im Frühjahr 1997 zum Laufen bekommen. Es ist jetzt als GB3AG ("GB3 Angus Glens", nach den Tälern, in denen es hoffentlich gearbeitet werden kann) in Betrieb. Inzwischen ist Schottland auch zum Urlaubsort und Ziel zahlreicher DX-Peditionen für mehrere OMs aus F 39 geworden, um die schöne Landschaft zu genießen, etliche Whiskydestillen zu besichtigen, mit Sicherheit auch einmal ein QSO zu fahren und anschließend bei meinem QTH anzuhalten und mit schottischem Highland Whisky aufzutanken.

Heiner, DL3ZE, Kurt, DL4ZAG, Roland, DG3FAU und ich besuchten u.a. 1992 Wolf in seiner neuen Heimat und machten mit dem Wohnmobil eine Tour durch die Highlands und zur Insel Islay.


Die Sache mit dem Verein

Von Ulrich Psczolla DD7FG


Irgendwann, Mitte der pubertären Hauptphase fing ich Feuer für alles, was mit Funk zu tun hatte. Ich machte einen alten Grundig „Satellit" wieder gangbar und hörte Kurzwelle. In den 60er Jahren war ja die elektronische Entwicklung schon sehr weit, aber die Verführung, ir­gendein fix- und fertiges meist japanisches Funkgerät mal eben im nächsten Laden zu holen noch nicht so groß wie heute. Da war Eigen­bau angesagt und die Leute, die sich bereits ,,Heathkit"-Bausätze lei­sten konnten, wurden nur bedingt bewundert.

Da ich, wie mir mal ein älterer OM sagte, „nur Kaufmann“ gelernt hatte, war für mich der Einstieg in das Hobby nicht leicht. Aber nach der kaufmännischen Lehre bekam ich per Zufall einen Job in einem der größten Radio- und Fernsehgeschäfte in Darmstadt. Zwar auch wieder „nur als Kaufmann“, aber immerhin als Kundendienstleiter, und so war mir Gelegenheit gegeben, mich mit der Technik eingehend zu befassen.

Über meinen Kumpel ,,Pfeifen-Peter", der wiederum ein Studien­kol­lege von Reinhard, DB2FC, war, kam ich zum Ortsver­band F 39 in Ober-Ramstadt. OVV war dort ein gewisser Heiner, DL3ZE. In einem ,,Aufnahmegespräch" am Rande des OV-Abends hieß er mich willkommen, machte mir aber auch klar, dass ich mir mit dem Eintritt in den Verein Zeit lassen sollte. Gekoppelt an die Mitglied­schaft schien mir, sah man nämlich das alsbaldige Ablegen einer Lizenzprüfung als obligatorisch an. Und hier würden bei der intensi­ven und unter Umständen längeren Vorbereitungszeit doch einige, an­fangs enthusiastische Kandidaten auf der Strecke bleiben. Da ich aber unbedingt Funkamateur werden wollte, ließ ich mich nicht beirren, und bewies dem OVV Heiner, mit einem >Honolulu< am An­fang, meine Hartnäckigkeit. Ich entwickelte mich sogar zu einem Kandidaten, der im Laufe der Jahre gerne öfter mal zur Prüfung fuhr, und wenn ich bedenke, dass ich seit 1975 Vorbereitungen zur Kurz­wel­lenlizenz treffe, war der Hinweis auf gegebenenfalls längere Vor­bereitungszeit nicht unangebracht. Dafür klappte die C-Lizenz gleich beim zweiten Anlauf, und nach über 20jähriger Zugehörigkeit zu die­ser Kaste werden die Lockangebote und Belohnungsversprechen bei Erlangung der A- Lizenzklasse immer lukrativer.  (Inzwischen haben wir alten C-Lizenzler ja die "richtige Lizenzklasse" geschenkt bekommen, wie mir vor garnicht langer Zeit ein lieber OM erklärte.)


Dies alles war die Einleitung für ein Schlüsselerlebnis, das ich gleich zu Anfang eines OV-Abends hatte. Wie oben beschrieben, war ich ja in jungen Jahren ein engagierter Kurzwellenreiter, d. h. meine Aktivi­täten beschränkten sich zunächst auf das regelmäßige Abhören von kommerziellen KW-Stationen. Die Belohnung für ordentliche Emp­fangsberichte nach der seinerzeit gültigen SINPO-Kodierung, war die begehrte QSL-Karte.

Und genauso, wie man auf unser heutiges, gemeinsames Hobby richtig süchtig werden kann, graste ich wie besessen in meiner damals üppiger als heute bemessenen Freizeit die Kurzwellenbereiche ab. Der ,,Satellit" war auf einmal nicht mehr gut genug, und DB2FC stellte mir einen Geloso-Empfänger zur Verfü­gung. Das hatte zur Folge, daß ich stolzer Besitzer von unzähli­gen QSL-Karten wurde, teilweise aus Ländern, die namentlich derzeit so nicht mehr existieren. Ich wurde Mitglied in diversen KW-Clubs von Kanada bis Australien, bekam Wimpel, Programmhefte, Bücher, so­gar die Mao-Bibel von Radio Peking, und nicht nur der Postbote sah mich mit der Zeit seltsam an. Eine Karte, die unbedingt zu meinen kostbarsten gehört, ist eine Ermahnung vom Funkamt Hamburg. Hier wurde ich einigermaßen höflich, jedoch sehr bestimmt darauf hinge­wiesen, dass ich nie mehr Radio Norddeich abhören sollte, geschweige denn auch noch eine QSL-Karte von dort haben wollte. Indirekt hatte ich ja jetzt doch eine, und davon abgesehen, Radio Scheveningen z. B., aus der gleichen Branche wie Norddeich, jedoch in den Nieder­landen, schickte mir nicht nur die begehrte Karte, sondern sogar Sen­depläne und eine Entschuldigung, daß die Beantwortung meines Schreibens so lange dauerte "because we are a very buisy station!"

Um die >Sache mit dem Verein< zum Schluß zu bringen, in dieser heißen Phase traf ich nun auf die Profis von Fox neununddreißig! Ein junger, stolzer, unbedarfter Freak, der seine Empfangsbestätigungen aus Bangladesh, Irak, Vietnam, Funkamt Hamburg und so weiter, mal eben zeigen wollte. Bei einigen der OM, die ich langfristig gesehen heute wieder zu meinen Freunden zähle, stach ich in ein Wespennest. Es wurde mir klargemacht, daß man solche Stationen nicht hört, weil viele von denen sich nicht an die zugeteilten Frequenzpläne hielten und Amateurbereiche störten, u.s.w   


Ein derzeit bekannter Kabarettist würde sagen ,,... ich hab´ das denn auch gleich eingesehen....", und so kam es, daß ich meine Sucht tapfer und schnell therapierte, zum ordentlichen C-Lizenzler mutierte, und das schon beim zweiten Anlauf.


Unser langjähriger Pressereferent Ralf, DK9ZT, lt. Heiner, DL3ZE, „.....der Einzige im OV, der der deutschen Sprache fehlerfrei mächtig ist“, ist immer für einen Ausspruch gut. Hier zwei Begebenheiten, die haften geblieben sind:
1. Wie man zur Zeh-Lizenz kommt

Während unseres alljährlich auf der Eiche stattfindenden Fielddays ergab es sich, dass ein paar einheimische, liebe Gäste zu recht später Stunde im Ausschankzelt untereinander Streit bekamen. Dieser Streit gipfelte letztendlich darin, dass der eine der zwei Streithähne den ande­ren, der wohl inzwischen seinen Schuh verloren hatte, in eine Fußzehe biss! Ich weiß leider nicht mehr wer uns im benachbarten UKW-Funk-Betriebsraum diese Story mitteilte, aber ich weiß noch, dass neben einigen anderen Funkamateuren auch Ralf, DK9ZT, anwesend war. Als wir die Geschichte gehört hatten, meinte Ralf spontan: ,,So, so, dann hat der jetzt also auch die Zeh-Lizenz!"

2. Wenn das NATO-Alphabet im QRM nicht ausreicht

Wenn Ralf, DK9ZT, beim Funkbetrieb, z. B. auf Kurzwelle regi­striert, dass sein Funkpartner mit dem gebräuchli­chen Amateurfunk-Buchstabier-Alphabet Schwierigkeiten hat, und sein Call nicht richtig versteht, pflegt er folgende Verdeutlichung kundzutun:  ,,Dankwart - Kasimir - Neun - Zacharias - Traugott!". Es ist mir nicht bekannt, dass nach dieser Interpretation nochmals jemand nachgehakt hat.

F 39 und JOTA

von Ralf-Rainer Damm DK9ZT


Seit Jahrzehnten findet im Oktober die Jamboree on the Air statt, kurz JOTA. Pfadfindergruppen aus aller Welt suchen sich einen Funkama­teur und nehmen mit seiner Hilfe über Funk Verbindungen mit ande­ren Pfadfindergruppen auf der ganzen Welt auf, um sich gegenseitig vor­zustellen und sich von ihren Aktivitäten zu berichten. 


Soweit die Theorie. - In der Praxis müssen sich, zumindest im Darm­städter und Odenwälder Raum, die Funkamateure eine Pfadfinder­gruppe suchen und ihr ihren Dienst aufdrängen. Erfahrungsgemäß haben diese Pfadfinder und ihre Gruppenführer bis zu diesem Zeit­punkt noch nie etwas von JOTA gehört.


Es war 1975 als wir bei F 39 erstmals beschlossen, in der Angelegenheit tätig zu werden, uns eine Pfadfindergruppe zu suchen und sie zur JOTA zu tragen. In Pfungstadt wurden wir fündig, eine dortige Gruppe der St.-Georgs-Pfadfinder leistete auf unser Wer­ben keinen großen Widerstand. Irgend jemand fand eine gerade fertig­gestellte, aber noch nicht bezogene Wohnung über einer Bäckerei, in der wir uns für ein Wochen­ende breit machen konnten. 


Wir, das waren: Heiner, DL3ZE und sein Sohn Wolf, damals DK7ZQ und jetzt GM0BTK, Horst Glöckner, DK9ZV, Uli, DD7FG, Chri­stian, DK9GY, Hermann DJ9OC und ich, Ralf, DK9ZT.


Eine FD4 wurde über die Straße gespannt, eine 10-Element-Yagi drehbahr auf dem Dach installiert, innen wurden eine KW- und eine UKW-Station eingerichtet. Christian, der ganz neu in unserer Gegend war (er gehört jetzt F35 an), hatte aus seinem vorherigen OV im Schwarzwald eine Einrichtung mitgebracht, die im wesentlichen aus einer Telefonwählscheibe, einem Drehwähler und vielen Lämpchen bestand, und in die man einen Präfix eingeben konnte, woraufhin eines der Lämpchen aufleuchtete. Unsere Pfadfinder malten auf einen gro­ßen Bogen Packpapier eine Welt­karte, in die die Lämpchen gesteckt wurden und in der Folge anzeigten, zu welchen Ländern Kontakte aufgenommen worden waren.


Die Auflagen der Genehmigungsbehörde waren damals noch streng, und wir durften keinen Pfadfinder selbst ans Mikrofon lassen, da ja keiner von ihnen lizensiert war. Das dämpfte die Begeisterung der Jungen und Mädchen natürlich etwas. Der Gruppenführer hatte uns einen Standardtext über die Gruppe und ihre vergangenen und für die Zukunft geplanten Aktivitäten gegeben, den wir vortrugen, wenn wir Kontakt mit einer anderen JOTA-Station hatten. Zwei der Pfadfinder füllten unsere QSL-Karten aus. Die Nacht verbrachten wir in unseren Schlafsäcken in dieser Wohnung.


Danach tat sich lange nichts mehr in Sachen JOTA. Von sich aus tra­ten, wie gesagt, nie Pfadfinder an uns heran. 1988 unternahmen wir einen neuen Anlauf, diesmal mit einer Darmstädter Pfadfindergruppe. Um die Sache interessanter zu gestalten, luden wir sie zunächst an­läßlich unseres Fielddays zur Teilnahme an einer Fuchsjagd ein. Ich hatte vorab für den OV zwei Fuchsjagdempfänger zusammen­gebaut; zwei weitere waren als Privateigentum im OV bereits vorhanden. Heiner, DL3ZE, versteckte seine fünf Sender im Geisenwald, zu jedem wurde ein Zettel mit einem Wort gelegt, die sich zu dem Satz ergänz­ten, "Das Zebra frißt kein Zitroneneis". Kurt, DL4ZAG, gab eine Einfüh­rung in die Peiltechnik, und dann wurden die Jungs und Mädchen losgeschickt. Irgendwie kamen auch alle wieder zurück, mit oder ohne Zebra und Zitroneneis.


Im Oktober trafen wir uns zur JOTA wieder, diesmal machten wir den Betrieb von der Eiche aus, und die Pfadfinder hatten ihre Zelte mitge­bracht. Uns fror, als wir - es war schließlich Mitte Oktober - die Zehn- bis Zwölfjährigen in kurzen Hosen auf unser Gelände marschie­ren und ihre Zelte aufbauen sahen. Im Funkwagen hatten wir zum Glück einen Heizlüfter. Ihr Gruppenführer kochte und verpflegte uns mit.


Der Betrieb selbst verlief wie zehn Jahre zuvor. Man stellte die im Hintergrund mithörenden Gruppen gegenseitig vor, was in für uns verständlichen fremden Sprachen einlief, wurde den Kerlchen über­setzt.


Im darauffolgenden Jahr trafen wir uns noch einmal. Dann schieden die uns bekannten Gruppenführer aus dem Pfadfinderleben, und die Sache schlief ein.

Diese Bilder stammen von dem JOTA-Einsatz 1978 in Pfungstadt. Dort konten wir über einer Bäckerei unsere Stationen aufbauen und auf dem Dach Antennen errichten.
Hier sind DK9ZT im Ostfriesen-Nerz, DK7ZQ mit vollem Haar und DK9ZV mit dem Scout-Hut bei der Antennemontage. Im Hintergrund der Turm der Pfungstädter Malzfabrik (der uns noch lieber gewesen wäre......)

Amateurfunk-Fernsehen (ATV)
Von Jürgen Mitscherling DK5ZF


Angeregt durch eine Bauanleitung von G. Sattler DJ4LB in den UKW-Berichten Hefte 3 und 4/1972 begann ich mit DK1ZZ und DC8BF einen 70-cm-ATV-Sender zu bauen. Dank der abgedruckten Platinen-Layouts konnte man diese leicht reproduzieren und anschließend Platinen erstellen.
Das Bestücken der Platinen, die Verkabelung, eigentlich der gesamte Aufbau war leicht zu bewältigen. Wegen fehlender Erfahrung und vor allem wegen fehlender Messgeräte wurde der Abgleich meines ATV-Senders von DL4FAE durchgeführt. Er war schon lange in dieser Betriebsart tätig, verfügte also über die erforderlichen Messgeräte und war bereit mit seinem Know-how zu helfen.
Der Sender wurde meist an einer kleinen Yagi-Antenne betrieben. Da eine kleine kommerzielle TV-Kamera verwendet wurde, kamen nur Standorte in Frage, die auch über einen Netzanschluß verfügten. Die erste Testsendung war am 1. Juni 1975 mit DL3ZE und DK1ZZ. In der nun folgenden Zeit wurden ATV-Verbindungen mit verschiedenenStationen aufgenommen. Unter anderem mit DC8BF, DJ5ZC, DB3NXA, DK4MM, DK2SW und einigen mehr.

Eine ATV-Verbindung fand anläßlich einer Ausstellung in Ober-Ramstadt statt. Neben den interessanten Eigenbaugeräten, die gezeigt wurden, bestand auch an den ATV-Übertragungen ein reges Interesse.Wegen der kleinen zur Verfügung stehenden Leistung waren die über­brückbaren Entfernungen, gemessen an FM- oder SSB-Sendungen nicht sehr groß; außerdem war der Kreis der ATV-praktizierenden Funkamateure noch als klein zu bezeichnen.
                   Jürgen DK5ZF                                Heiner DL3ZE

RTTY-Aktivitäten in F 39
Von Ralf-Rainer Damm, DK9ZT


Im Clubraum von F 39 in der Schießbergschule hängen an einer Wand drei auf DKØMM ausgestellte Diplome für vordere Plätze bei der Teilnahme an VK/ZL/Oceania-RTTY-Kontesten. Sie haben eine Geschichte. (Anm. v. DD7FG: die erwähnten Urkunden hängen jetzt an einer der Containerwände).

Ende der 70er Jahre brach in F 39 das RTTY-Fieber aus. Ich besorgte mir einen ausgemusterten, aber gut erhaltenen Siemens-Blattschreiber T37h (gebaut Ende der 40er Jahre) mit einem mächtigen schwarzen schalldäm­men­den Holzgehäuse drumherum, dazu einen Lochstreifen­sender von Lorenz. Funkfernschreiben hatte ich beim Bund gelernt. Volker; DF5FW, legte sich gleich zwei Blattschreiber Lorenz LO15 zu, die aus der gleichen Generation wie mein T37h stammten. Diverse Vorschläge aus der Literatur für Sende- und Empfangskon­verter wurden studiert. Ich baute mir schließlich einen Filterkonverter nach DJ6HP mit einem Funktionsgenerator-IC XR2216 im Sendeteil. Als Abstimmanzeige verwendete ich eine 5-cm-Katodenstrahlröhre mit X-Y-Ablenkung für Zeichen- und Trennschritt (Mark und Space auf neudeutsch), die von einem X- und einem Y-Verstärker angesteu­ert wurde. Aus meinem Yaesu FT DX 505 konnte ich 35 W Sendeleistung herausholen, ohne die beiden Zeilenend­röhren 6KD6 zu überlasten. Einer der beiden BFO-Quarze erhielt eine zusätzliche Fre­quenzverstim­mung per Kapazi­täts­diode, damit das RTTY-Signal durch das CW-Filter flutschen konnte. Es funktionierte alles wunder­bar.


Wir beschlossen, an VK/ZL/Oceania-RTTY-Kontesten teilzunehmen, die seit einigen Jahren Mitte Juni stattfan­den, also um den F 39-Field­day herum, einmal auch mit ihm zusammentreffend. Die Betriebs­zeiten waren 0000-0800, 1600-2400, 0800-1600 UTC, und danach wusste man, was man getan hatte.

Es gab damals auf dem Clubgelände die Bauwagen noch nicht. Als KW-Shack diente ein alter Mercedes-Transporter, dem amtierenden Landrat zuliebe in NATO-Farbe gestrichen. Wenn ich mich recht erinnere, waren wir bei den Kontesten meistens zu dritt: Volker DF5FW, Horst DK9ZU, und ich.


Zu Beginn wurden die üblichen Lochstreifen angefertigt: ryryryryryryryryry...        (um den Gegenstellen das Abstimmen zu erleichtern)

cq test cq test cq test de dkØmm dkØmm dkØmm cq test cq test cq test...


Um zwei Uhr morgens unserer Zeit ging es los. Die ganze Nacht hin­durch hämmerte der T37, und ohne das bewusste Holzgehäuse wären wir am Ende einer Acht-Stunden-Schicht taub gewesen. Erhebend war es natürlich, wenn wir mit unseren 35 W eine VK- oder ZL- (austra­li­sche oder neuseeländische) Station erreichten, die Extrapunkte brach­te, je nach Band 100, 200 oder 300. Der Transporter füllte sich zuse­hends mit vollgeschriebenem Fern­schreib­papier. In einer dieser Nächte geschah etwas Merkwürdiges. Wir bekamen ein RTTY-Signal herein und lasen auf dem Fernschreiberausdruck den folgenden Text, den ich nicht mehr vergessen habe: help help help i am being kept prisoner inside this box help help help. Wir riefen die Station an, sie ging aber in QSB und QRM unter, und wir bekamen keinen Kontakt mehr zu ihr. Wir haben daher nie erfah­ren, aus welchem Teil der Erde dieser Spruch kam, und ob es ein Scherz war oder ob sich etwas Ernsthaftes dahinter verbarg.

Die Ergebnisse, die wir erzielten, waren nicht schlecht: In der Gruppe Multi-OP belegten wir

im Jahr 1979 1980 1981

 in Deutschland Platz 1 Platz 1 Platz 1

 in der Welt Platz 3 Platz 4 Platz 2 

wobei man zu den ersten Plätzen für DL ehrlicherweise hinzufügen muß, dass wir in dieser Klasse ein­mal auch die einzige deutsche Sta­tion waren. Ob wir 1982 noch teilnahmen, und wenn ja, mit welchem Ergebnis, ist nicht mehr festzustellen. Ergebnisse aus diesem Jahr wurden zumindest in DL nicht ver­öf­fentlicht. 1983 wurde der Kontest überhaupt nicht ausgerichtet. Danach ließ bei uns die Begei­sterung an dieser Betriebsart nach. Die Ausbreitungsbedingungen und die welt­weite Teilnahme am VK/ZL/Oceania-RTTY-Kontest wurden schlech­ter, RTTY wurde durch AMTOR verdrängt, für das unsere Geräte nicht geeignet waren.


Es gab aber ein Abfallprodukt dieser Aktivitäten: Ebenfalls Ende der 70er Jahre begann man in Ama­teur­kreisen, sich mit den neu erfunde­nen und noch teuren Mikroprozessoren zu beschäftigen. Einige von uns bauten, vor allem im Hinblick auf eine Nutzung für RTTY, einen 1979 in der Funk­schau beschrie­benen Ein-Platinen-Mikrocomputer auf der Basis des 6802 von Motorola nach, mit 1 KByte ROM und 1 KByte RAM... Mein erstes größeres Projekt mit dieser ganz neuen Technik war gleich ein RTTY-Programm. Es sollte die ASCII-Baudot- und Baudot-ASCII-Umwandlung beherrschen, die wegen der Buchstaben- bzw. Ziffernumschaltung des Baudot-Codes etwas trick­reich sind, außerdem die ASCII-Morse-Umwandlung, um Zeichen, die über die Tastatur eingegeben werden, wahlweise in CW ausgeben zu können. Ferner sollte es Standardtexte abrufbar speichern können. 

Ich mußte das Programm zunächst im Maschi­nen­code auf Papier schreiben, was z. B. so aussah:

$86    #$52    lade Akkumu­lator A mit dem Wert hex 52 

$B7    $F01A   lege Inhalt des Akkumulators A in der Speicher­stelle hex F01A ab usw., 


bei der relativen Adressierung die Sprungweitenbytes selbst berech­nen, einen Assemb­ler hatte ich noch nicht, dann Byte für Byte mittels Monitorprogramm in das RAM eingeben und anschließend ab­spei­chern. Als Speichermedium diente ein Kassetten­rekorder. Das Pro­gramm funktio­nierte sogar. Es paßte, wie gesagt, in 1 KByte. Heute, mit einem PC und in einer Hochsprache, würde es niemand mehr unter 100 KByte oder mehr machen... An dem Schlichtsystem von damals habe ich mehr über Hard- und Software gelernt als heute am PC.


Dieses Mikrocomputersystem baute ich im Laufe der Zeit weiter aus. Der große Sprung nach vorn waren Speicher­erweiterungen bis auf schließlich 56 KByte RAM, ein Diskettenbetriebssystem mit Assem­bler und Debugger, eine Echtzeituhr, später ein leistungsfähigerer Prozessor (Motorola 6809) mit dazugehörigem DOS FLEX09. Das System war jetzt mindestens so leistungsstark wie ein C64, hatte aller­dings keine Graphikfähigkeiten. Auf ihm entstand ab 1986 die Steue­rungs­software für DB0VB und DB0BV, das 2-m- und das 23-cm-Relais in Böllstein, und es ist auch heute (1996) noch gelegentlich in Betrieb, wenn auch etwas im Schatten eines 486ers mit 20 MByte RAM und einer 1,4-GByte-Festplatte.


DK 0 MM Delta Kilo Zero Mike Mike
Von Andreas Lüer DJ7IK


Wer war es wohl, der dieses markante Rufzeichen kurz nach Grün­dung unseres Ortsverbandes für unseren Club ausgesucht und bean­tragt hat? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall hat er ein gutes Empfinden für ein einprägsames Rufzeichen gehabt.

Sei es beim traditionellen Fieldday oder bei einem der vielen Conteste auf UKW oder Kurzwelle, DK0MM hat sich in den Jahren seit sei­ner Lizensierung einen Namen gemacht. Ob in SSB als Delta Kilo Zero Mike Mike oder in CW als -.. -.- ----- -- --, das Call geht gut von den Lippen und fließt glatt aus der Taste.

Vor allem bei den großen Kurzwellencontesten CQWPX oder CQWWDX, bei denen z. T. über 2.000 QSO´s an einem Wochenende gemacht werden, ist DK0MM inzwischen durch seine regelmäßige Teilnahme und die guten Ergebnisse weltweit bekannt geworden. Zwar hat es nie zu einem ersten Platz gereicht, dennoch zeugen zahl­reiche Urkunden an den Wänden unseres Clubheimes von den großen Erfolgen.

Die gute Lage auf der Eiche und die erfahrenen Contester DJ7IK und DJ8WL, verstärkt durch Gastoperateure aus den umliegenden Orts­verbänden, bieten die Gewähr für den Erfolg. Der clubeigene IC735- Transceiver hat sich bei diesen Funkmarathons hervorragend bewährt. Und vielleicht wird er bei guter Finanzlage des OV`s eines Tages durch eine Endstufe ergänzt. Nach einer zweijährigen Pause ohne  Beam trägt seit 1996 auch wieder ein 3-Element-Beam das seinige zu günstigen Signalen auf den oberen Bändern bei.

Sicher wird DK0MM in Kürze auch in anderen Kontinenten auf 70 cm zu hören sein, wenn das in Arbeit befindliche EME-Projekt reali­siert ist.
(Anm.: geschrieben Ende der 90er Jahre)

Die Sache mit Carol von Uli Psczolla DD7FG,Hier gibt es die Extra-Seite „Friends in GB“
Friends in GB

Fuchsjagd-Fieber 

Von Heiner Rossmann DL3ZE


Es begann damit, dass ich mich eines Tages aufraffte und die regel­mäßig im CQ-DL erscheinenden Artikel des Funkpeil-Referats las. Außerdem war es wieder einmal an der Zeit, etwas Neues zu probie­ren. Nach dem Studium der entsprechenden Literatur suchte ich nun jemanden, den ich auch dafür begeistern konnte. Nachdem ich mir "ja und nein und ach weißte" im OV eingehandelt hatte, habe ich in Friedrichshafen mit dem Peilreferat Verbindung aufgenommen. 


Dort wurde mir sofort eine Platine für einen 80-m-Fuchsjagdsender angeboten, und außerdem gab es einen Bausatz für einen Peilempfän­ger. Nachdem die Geräte aufgebaut, mit Akkus versehen und in pas­sende Gehäuse eingebaut waren, habe ich mit meiner XYL und mei­nem Enkel die erste Fuchsjagd durchgeführt.


Die Sache machte einen solchen Spaß, dass ich sofort vier weitere Sender und noch zwei Empfänger gebaut habe, so dass man eine rich­tige Fuchsjagd durchführen konnte. Mittlerweile waren auch einige OM´s unseres OV´s von der Sache begeistert und es wurden mehrere Peilempfänger gebaut. 


Beim Fieldday starteten wir dann die erste OV-Fuchsjagd. Damals wußten wir noch nicht, dass Funkpeilen ein Hochleistungssport ist, und wir gingen recht blauäugig an die Sache heran. Hauptsache war, man hat die Füchse gefunden. Später haben wir auch Zeiten genommen und es gab Preise. Der größte Spaß war, die Füchse und die Antennen so zu verstecken, dass wir sie manchmal beim Wiedereinsammeln selbst kaum gefunden haben.


Es ist hier anzufügen, dass auch Nichtlizensierte daran teilnehmen können und es ein schöner Einstieg für unser Hobby ist. Mancher OM mit vielen Diplomen und Ehrungen hat so den Weg zum Amateurfunk gefunden.


Auch benachbarte OV´s haben dann auch mit meiner Ausrüstung Fuchsjagden veranstaltet, die immer eine schöne Ergänzung zu den Fielddayaktivitäten (sprich Biertrinken und Steakessen) waren. 


1996 wurde von unserem OV die Distrikt-Fuchsjagd durchgeführt und seit diesem Zeitpunkt wissen wir auch, daß Funkpeilen Hochleistungs­sport ist.Wir, so denke ich, werden aber unsere Fuchsjagden in der gewohnten Weise und zum Spaß für alle durchführen.


Der Bier-Philipp

Von Ralf-Rainer Damm DK9ZT


Eine bedeutende Rolle in der Frühgeschichte des Vereins spielte der Bier-Philipp, Philipp Württenberger aus Ober-Ramstadt. Geschätzt zwei Jahrzehnte lang belieferte er unsere Fielddays mit essentiellem Stoff, der dazugehörigen Tankstelle sowie Tischen und Bänken. Sein Bier war immer gut und seine Preise reell. Er ließ es sich auch nicht nehmen, am Wochenende jedes Fielddays selbst als Gast zu erschei­nen und einen kräftigen Beitrag zu unserem Umsatz zu leisten.

Unvergesslich der Sonntagabend Mitte der achtziger Jahre, als abge­baut werden musste und das letzte angestochene 50-1-Fass noch fast voll war. Philipp forderte kategorisch, dass das Fass zu leeren sei, in diesem Zustand nehme er es nicht mit. Da, wie üblich, die Abbau­mannschaft sehr übersichtlich war, kam auf ihre Mitglieder und die zum Heimschaffen derselben erschienenen, wartenden, Ehefrauen etwas zu. Der Inhalt des Fasses wollte kein Ende nehmen. Unter dem nachhaltigen Eindruck dieser gewaltigen Anstrengung sagte der Berichtende, noch bevor das Fass endlich leer war, zum ersten und gleichzeitig zum vorletzten Mal für das zweite Jahrtausend christli­cher Zeitrechnung das Gedicht vom Ritter Brunz von Brunzel­schütz auf. Dass er sich dieser Tatsache noch erinnert, spricht für die Qualität des Bieres.


Um 1990 gab Philipp aus Altersgründen den Biervertrieb auf, und F 39 musste sich nach anderen Lieferanten umsehen.


Beschreibung eines Fielday´s.

Von Reinhard Feder DG1FBS


Ein alljährlicher Höhepunkt für die Amateurfunker ist der Fieldday. Es wird ein emsiges Treiben erkennbar. Überprüfen der Funkgeräte und Antennenanlagen, und meistens stellt sich heraus, es ist noch vie­les zu tun und die Zeit läuft wie immer davon. Schnell werden die Termine bestimmt, wann die noch ausstehenden Arbeiten erledigt werden sollen. Auch für das leibliche Wohl will gesorgt sein, und die Frage steht an, wer macht wann was? Wie in jedem Verein sind die Akteure, wenn es um die Arbeit geht, meistens die Gleichen wie in den Jahren davor. Am Schluss klappt dann doch alles, und der Fieldday kann beginnen. 


Es herrscht ein reger Betrieb an den Funkstationen und es werden Funkverbindungen in alle Welt getätigt, bei denen man den Empfang, die Ausrüstung, die technischen Daten und den Standort austauscht und noch einige persönliche Worte, bis man die Funkverbindung beendet. Wenn eine Funkverbindung in ein Land zustandegekommen ist, das man sehr selten hört und zu dem man noch seltener eine Funk­verbindung aufbauen kann, ist die Freude natürlich noch größer. Diese Aktivitäten erstrecken sich meistens über mehrere Tage. In dieser Zeit kann man auch das eine oder andere Wort mit Funkkollegen wechseln, die man sonst das ganze Jahr über nicht sieht, sondern mit denen man eben über Funk Kontakt hält. Auch werden manchmal kleine Wettbe­werbe in Form einer Fuchsjagd abgehalten, wo für die Siegerin oder den Sieger ein Preis bereitsteht.

Wir, die Amateurfunker des Ortsverbandes Ober-Ramstadt F 39, nut­zen alljährlich die Gelegenheit, unser Hobby in allen Betriebsarten des Funkens den Bürgern vorzustellen und zu erklären. 

Da während der gesamten Dauer der Veranstaltung einige Amateurfunker Tag und Nacht anwesend sind, ist natürlich auch für das leibliche Wohl gesorgt. Auch für unsere Gäste haben wir Essen und Trinken bereit, was auch immer gerne angenommen wird. Besonders zu erwähnen wären die XYL´s oder YL´s, (das sind die Frauen und Freundinnen der Funker) die mit Kaffee und Kuchen uns und unsere Gäste ver­wöhnen. Wir hoffen, daß wir diesem Brauch noch lange nachgehen können und laden Sie recht herzlich hierzu ein.


Der lange Weg zur Amateurfunk-Lizenz

Von Rainer Neuschaefer DG7FEG


Erste indirekte Kontakte zum Amateurfunk bekam ich als Kind beim Drehen über die Kurzwellenskala des Radios. Da gab es noch mehr als nur Rundfunksender! Ich verstand zwar die Piepstöne nicht, aber es begeisterte mich trotzdem.

Während der Schulzeit kam ich der Elektronik näher. Ich bastelte an Radios, schlachtete sie und andere alte elektronische Geräte aus und aus den so gewonnenen Teilen wurden andere kleine Geräte mit unter­schiedlichster Funktion. Der Schulabschluss stand bevor und somit die Lehre.

Was wird aus so jemanden? Richtig: Ein Radio- und Fernsehtechni­ker! Damit kam auch der erste "richtige" Kontakt zum Amateurfunk (leider zur falschen Zeit!). Mein Lehrmeister war nämlich überzeugter Amateurfunker, und wir Auszubildenden sollten auch Amateurfunker werden. Wir mussten mehr oder weniger freiwillig während unserer Freizeit an einem Morsekurs, den er für uns hielt, teilnehmen. Das war viel zu trocken. Zu der Zeit zogen Mädchen und Discos mehr. Es verlief also im Sande. Außerdem zog ich mit meiner Familie um und bekam so einen neuen Lehrmeister, der nichts mit Amateurfunk zu tun hatte. 


Nach einigen Jahren (das Interesse am Amateurfunk immer noch im Hinterkopf) traf ich Peter Dölp DG5FAV, den ich von früher kannte, auf dem Ober-Ramstädter Straßenfest. Dort war der Ortsverband Ober-Ramstadt des Deutschen Amateur-Radio-Club e.V. mit einem Stand vertreten, und Peter hatte gerade Dienst. Somit wurde ich am 1.8.1989 Mitglied im Ober-Ramstädter Ortsverband des DARC. 


Inzwischen faszinierten mich auch die Bilder der Wettersatelliten, auf denen man die Erde und das Wettergeschehen vom All aus beobachten konnte. Eine Empfangsanlage dafür hätte ich mir gerne gebaut, aber ohne Amateurfunk-Lizenz war dies nicht möglich. Als Mitglied im DARC musste aus dem "SWL" (Kurzwellenhörer) ein lizensierter Amateurfunker mit Rufzeichen werden. Angestachelt von Werner Hojer DL1FCT, den ich im OV kennen- und schätzenlernte, ging die Paukerei für die Lizenzprüfung los. Erst alleine, dann in der Volks­hochschule Darmstadt bei Harald Tesar DH1FAX, der einen Kurs zur Erreichung der C-Lizenz leitete. 

Am 23.1.1993 war es dann soweit, Prüfung beim Bundesamt für Post und Telekommunikation in Eschborn. Die Hand zitterte und die Schrift war am Anfang schlecht lesbar, doch die Festplatte sprudelte über und somit wurde auch die Hand ruhiger und die Schrift wieder leserlich. Das Ergebnis war: Bestanden Klasse C mit dem Zusatz "Prüfungsteil Techn. Kenntnisse für Klasse "B" erfüllt". Die lang ersehnte Amateurfunk-Lizenz und die Zuteilung des Rufzeichens DG7FEG kam am 25.1.1993 mit der Post. Leider konnte sich Werner Hojer DL1FCT nicht mehr mit mir freuen, da er inzwischen schwer erkrankte und leider viel zu früh verstarb. 

Nun ging es an den Aufbau der Amateurfunkstation. Später auch an die Empfangsstation für geostationäre- und umlaufende Wettersatelli­ten (die letztendlich für mich ausschlaggebender Punkt für die Ama­teurfunk-Lizenz war). Dank Kurt Weber DL4ZAG - der mich bei dem Aufbau der Empfangsstation unterstützte - und vieler hier ungenann­ter Amateurfunker, deren Berichte ich las und deren Computer­programme ich nutze, ging ein Vorhaben in Erfüllung. Inzwischen konnte ich auch andere bei verschiedenen Vorführungen und Veran­staltungen mit dem Blick von oben auf unsere Erde begeistern.


Nun geht es weiter mit Morsezeichen lernen, Aufstockung der Lizenz und dann??? Gibt es noch unendlich viel im Amateurfunk zu ergrün­den!


Packet Radio, die digitale Betriebsart der '90 Jahre von Mathias Beese DH4FAW, heute DH6MM 


Die Entwicklung von PR begann um 1984. Bereits 1985/86 wurden in Deutschland erste Versuche mit einfachsten Mitteln unternommen. 1988 ist dann schließlich der große Durchbruch für diese Betriebsart gekommen. PR basiert in erster Linie auf dem AX.25-Protokoll, wel­ches aus der kommerziellen Kommunikationstechnik (X.25) stammt und den Verbindungsaufbau, Datenfluss und Korrekturmechanismen zwischen zwei festverbundenen Rechnern regelt. Bei PR wird jedoch die Frequenz von mehreren Teilnehmern gleichzeitig genutzt und so kann es zu 'Kollisionen' kommen, weiterhin sind funkbedingte Stö­rungen vorhanden. Diese Einflüsse werden vom erweiterten AX.25 berücksichtigt.

Heute sind mehr als 1/3 der Funkamateure in PR QRV, somit ist PR zu einer beliebten sowie auch umstrittenen Betriebsart geworden. PR unterscheidet sich vom 'klassischen Amateurfunk' sehr stark. Der Informationsaustausch erfolgt in den meisten Fällen zeitversetzt. Durch die digitale Übertragung ist keine charakteristische Stimme vorhanden, nur das Rufzeichen sowie die Art und Schreibweise der Texte weisen auf seinen Verfasser hin.

Sehr beachtenswert sind die Innovation, das Engagement und die techni­sche Entwicklung, die in unserem PR-Netz liegt. Wobei der Aufbau und die Unterhaltung einen enormen finanziellen und zeit­lichen Auf­wand fordert, der von den Funkamateuren exklusiv getra­gen wird!


Anfangs arbeitete man mit dem altbekannten C64 und einem einfa­chen Modem, das mit wenigen Handgriffen im Eigenbau entstand (lediglich das Modem-IC war seinerzeit schwer zu bekommen, hi). Die Übertragungsgeschwindigkeit betrug damals 1200 Baud, mit denen man dann nur auf wenigen Frequenzen im 2-m-Band die neue Betriebsart ausübte. Es waren nur direkte Verbindungen zwischen zwei Stationen möglich, wobei man eine Station auch als Vermittler benutzen konnte, um somit weitreichendere Verbindungen aufzu­bauen. Aus diesen Vermittlern entstanden die Digipeater (digital signal repeater), welche heute die Grundlage für unser PR-Netz bil­den. Die Digipeater sind über feste Linkstrecken (Richtfunk­verbin­dun­gen) untereinander verbunden und verfügen über Benutzerzugänge, mit denen man in das PR einsteigt.         

Die ersten PR-Modems für den C64 bzw. PC

( link mit TCM3105 und rechts mit AM7911 IC, der AM7911 unterstützt auch 300 Baud PR für KW ) Bilder werden nachgereicht.


Ist man erst mal mit einem Digipeater connectet (verbunden) so steht einem das 'weltweite-PR-Netz' zur Verfügung. Aus der folgenden Entwicklungsphase ging die Mailbox hervor, die heute eine große Beliebtheit hat. Eine Mailbox speichert Informationen ab und stellt diese über einen festgelegten Zeitraum zur Verfügung. Die Mailboxen sind in öffentliche Rubriken und 'private' Fächer unterteilt, in denen entsprechende Informationen, Programme, technische Tips, Meinun­gen, Termine usw. abrufbar sind. Über das sogenannte Store & Forward werden die Informationen automatisch unter den Mailboxen ausgetauscht und die 'persönlichen' Nachrichten an die Heimatmail­box weitergeleitet.

Im Laufe der Jahre haben sich verschiedene Systeme parallel entwic­kelt. Eines stammt von der Rhein-Main-Packet-Radio-Gruppe um K.-D. Friedrich DL2FCQ. Hierbei handelt es sich um eine reine Hard­warelösung mit Steckkarten, die über ein Parallel-Bus-System den RMNC-Rechner ergeben. Die Software für dieses System stammt von der Flexnet-Gruppe Darmstadt (um Gunter Jost DK7WJ). In den letzten Jahren ist auch eine PC-FlexNet Version hinzugekommen.

Das zweite System hat im Norden seinen Ursprung und nennt sich TNN (TheNetNode). Es ist eine PC-Software, die die entsprechenden Komponenten über einen Token-Ring (seriell) verbindet.

Natürlich sind die Frequenzen und Geschwindigkeiten nicht bei 1200 Baud und 144 MHz geblieben. Üblicherweise wird heute der Benutzereinstieg im 70-cm-Band mit 9600 Baud (1200 Baud) gewählt, wobei die Linkstrecken sich auf höreren Bändern ab 23 cm mit 9600...19600 Baud befinden (Entscheidende Hardwareent­wick­lungen hierzu stammen von Dr. Wolf-Henning Rech DF9IC). Auch das AX.25 Protokoll wurde erweitert, und es entstand 'DAMA', wel­ches den Informationsaustausch auf einem Benutzerzugang optimiert.

TNC um 1995 ( 1200 und 9K6 Baud )

Auch bei der Mailbox haben sich zwei große Systeme verbreitet, die beide auf einem PC laufen: 'DieBox' (Reinhard Rüdiger DF3AV) und BayBox (Florian Radlherr DL8MBT).

Zu den bereits erwähnten Bestandteilen des PR-Netzes sind noch DX-Cluster, ein System zum schnellen Austausch von Informationen über KW- und UKW-DX-Aktivitäten, und div. Wetterstationen hinzuge­kommen.

In Deutschland gibt es derzeit über 500 Digipeater, 180 Mailboxen sowie 50 DX-Cluster und Wetterstationen, die mit über 1100 Link­strecken untereinander verbunden sind. In Europa sind über 4700 Digi's, Mailboxen etc. mit 5500 Links vorhanden. Weltweit wird die Zahl der Digi's, Mailboxen, Links etc. auf über 20.000 Stück geschätzt.

Auch auf der Benutzerseite hat sich im Laufe der letzen zehn Jahre viel verändert. Die Auswahl an einfachen Terminalprogrammen für den C64 sowie für den PC wurden durch Programme mit grafischer Oberfläche ergänzt. Bis zum heutigen Tage folgten unzählige komfor­table, leistungsfähige und optisch ansprechende PR-Terminalpro­gram­me für alle Betriebssysteme. Besonders zu erwähnen ist die Ent­wic­k­lung eines Terminalprogrammes, welches die Braillezeile unter­stützt, wodurch auch blinde OM's an dieser Betriebsart teilneh­men können.

Zahlreiche Hilfsprogramme, wie '7plus' welches zur Übermittlung von Programmen und ggf. Korrektur von Übertragungsfehlern dient, sowie Hammap, ein Kartenprogramm zur grafischen Darstellung der Digipeater, Linkstrecken und zur Berechnung von Routen, sind ent­standen.


Für die Zukunft bietet diese Betriebsart für den technisch interessier­ten Funkamateur noch viele Aufgaben. Anwendungen wie Echtzeit-Sprach- und Bildübertragung sind nur ein Teil der Entwicklung. Inte­gration der Baugruppen durch SMD ist hierbei ein erster Schritt.



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